Dienstag, 18. März 2008

Freie Marktwirtschaft

Sich über die Unterschicht lustig zu machen, wie im Post vorher, ist eigentlich verwerflich, weil es von einer Überheblichkeit zeugt, die so nicht berechtigt ist. Item.
Auf der anderen Seite des sozialen Spektrums stehen die erfolgreiche Menschen.
Und da Erfolg heute nach allgemein anerkannten Massstäben materiellen Erfolg bedeutet, sind Investment-Banker für uns im Leben erfolgreiche Menschen. Über die sollte man sich doch noch guten Gewissens lustig machen können.

Sie predigen uns den Neoliberalismus und scheffelten in den letzten Jahren Milliarden.
Leider schmierte eines dieser Institute, die Investment-Bank Bear Stearns, gestern grausam ab. Nur die Intervention der US-Notenbank konnte eine Liquidation verhindern und ermöglichte eine Übernahme durch JP Morgan Chase.
Tja, da hat man schon das Gefühl, also normaler Mensch aussen vor zu kommen: Jahrelang werden Milliarden gescheffelt, die an Millionäre als Investoren verteilt werden und dann bricht das Konstrukt zusammen und die öffentliche Hand muss Nothilfe leisten.

Dazu Jo Ackermann, fast vorbestrafter Schweizer Hohepriester des Kapitalismus in Frankfurt: "Es braucht die Einflussnahme des Staates".

Der Markt reguliert sich eben nicht von selbst, das Konzept der sozialen Marktwirtschaft wird zwangsläufig einen neuen Frühling erleben. Wir fahren damit in der Schweiz ja äusserst erfolgreich, obwohl das verschieden Parteien ja dementieren und dieses "sozial" vor der Marktwirtschaft am liebsten streichen würden.

Die Jungs im Post vorher sind eigentlich die Opfer solcher Politik, die sich an irgendwelche Phantasien aus MTViva klammern.

Sich jetzt über Investment-Banker lustig zu machen ist wohl einerseits ein Anachronismus, andererseits genau das Gegenteil. Wahrscheinlich beides.

Der Chätzli-Blog bleibt am Thema dran.

(Quellen: TA und NZZ vom 18. März 2008, diverse Artikel in beiden Blättern)